Rückblick im Detail

ACK Stuttgart Vortrag „Was können wir gegen den Antisemitismus tun?“

ACK Stuttgart Vortrag zum Antisemitismus

„Was können wir gegen den Antisemitismus tun?“

Zu dieser Frage hatte die ACK Stuttgart am 19. Oktober 2020 den Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg Dr. Michael Blume ins Rupert-Mayer-Haus eingeladen.

Er beglückwünschte uns zu dieser Themenformulierung.
Danach referierte er über die bleibende Bedeutung des Noah-Bundes (1Mose/Genesis 9,12-17) für alle Menschen (bis heute) und fragte anschließend ca. 15 Zuhörenden, ob sie etwas mit dem Begriff „Sem“ anfangen könnten.

Dieser sowohl in Bibel als auch Koran genannte „Sem“ ist einer der Söhne Noahs und war nicht der Stammvater der „Semiten“, sondern begründete nach jüdischer Talmud-Tradition ein „Lehrhaus, eine Schule in Alphabetschrift“.


Dies ist die große Kulturleistung des jüdischen Volkes: Sie erschuf eine Schrift, die mit 22 Konsonanten Worte bilden und so ihre Geschichte erzählen, schriftlich fixieren konnte.
Da sie unvokalisiert war, war/ ist die von rechts nach links zu lesende Schrift deutungsoffen. Dennoch setzte sich im Lauf der Jahrhunderte eine Lese- und Lehrtradition hebräischer Bibeltexte durch. Ihre Schrifttradition sorgte dafür, dass Israeliten/ Juden bis heute der Bildung einen hohen Stellenwert beilegen, der ihnen von anderen Kulturen „vorgeworfen wird“.


Oft bleibt es nicht nur beim „Vorwurf“; es entstehen aus dem jüdischen Bildungsideal auch Verschwörungsmythen (Blume lehnt den Begriff „Verschwörungstheorie“ ab, da so der Verschwörung eine nicht zutreffende Wissenschaftlichkeit beigelegt wird!). So wurde/wird dem jüdischen Volk bis heute die heimlich-verdeckte Möglichkeit einer Weltverschwörung angedichtet.

Manchmal führt sie sogar bis zu jenem Punkt wo „Antisemiten dem jüdischen Volk vorwerfen, selbst für ihre eigene Verfolgung/Vernichtung gesorgt zu haben“.
Genau hier sieht Dr. Blume die Aufgabe jener, die den Verschwörungsmythen nicht zustimmen: Im Einzelgespräch diese Mythen zu hinterfragen und dann für eine menschenfreundlich-bunte Gesellschaft zu werben.

Hartmut Hilke

ACK Stuttgart
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